English summary below
Im Herbst 2019 habe ich zwei Tage lang Trier besucht – und zwar nicht auf den Spuren der Römer oder katholischer Kostbarkeiten, sondern auf der Suche nach interessanten Bauten der Nachkriegsarchitektur. Als mich einige Monate zuvor der Vorschlag eines Instagrammers erreichte, nach Trier zu kommen, um tolle brutalistische Bauten anzusehen, war ich zunächst etwas verblüfft. Ist in Trier nicht alles alt? Ohne Zweifel strahlt die mächtige Porta Nigra weit in die Stadt hinein, aber D. hatte Recht: Es gibt auch für die Freunde der Nachkriegsarchitektur einiges zu sehen in Augusta Treverorum. Die Gebäude sind über das ganze Stadtgebiet verteilt, weshalb sie vielleicht weniger präsent in der öffentlichen Wahrnehmung sind.
Diesmal will ich auch gar nicht viel schreiben. Die Infos zu den einzelnen Objekten gibt’s in den Bildunterschriften. Viel Spaß beim Spaziergang.
The ancient city of Trier, founded by the Romans and famous for its Porta Nigra city gate didn’t make me swoon over great postwar architecture when a fellow instagrammer suggested a visit. Then, a weekend in autumn 2019 revealed Trier’s many postwarmodern gems. This blogpost is more a picture gallery. You find the information in the captions.
Hauptbahnhof Trier: In der Eingangshalle des 1950-53 errichteten Gebäudes findet sich diese historische Stadtansicht als Wandbild. Ich nehme an, sie stammen aus der Bauzeit.
Auf dem Weg vom Hauptbahnhof in die Stadt kommt man an diesem hübschen Gebäude vorbei. Es handelt sich um ein ehemaliges Geschäft für Angehörige der in Trier stationierten französischen Truppen. Daher die bei Renovierung wieder freigelegte Schriftzug „Economats de l’Armée“.
Der Konditor in Schlappen in der Innenstadt gefiel mir sehr gut. Ich habe leider abends nicht geschaut, ob die Neonbeleuchtung noch in Betrieb ist.
Das so genannte Bilderhaus in der Innenstadt entstand 1960 nach den Plänen von Heinrich Otto Vogel für eine Kohlenhändlerfamilie. 1962 führte der Trierer Künstler Werner Persy die Bemalung der Fassade durch. Sie zeigt Szenen der Karfreitagsprozession, die auf dem Weg zum Dom am Bilderhaus vorbeikam bzw. kommt. Die Seccomalerei im Giebel stellt die Heilige Barbara dar, Schutzpatronin der Bergleute.
Die heute denkmalgeschützte Stadtbibliothek fand ich besonders hübsch – Farben und Formen rufen förmlich nach einer Palme … Architekt war Alfons Leitl, Bauzeit 1955-60.
Rund um die Stadtverwaltung (1/4): Humboldt-Gymnasium. Architekt Erich Wirth, 1957-59.
Rund um die Stadtverwaltung (2/4): Stadttheater. Architekt Gerhard Grabner, 1962-64.
Rund um die Stadtverwaltung (3/4): Das ehemalige Forum-Kino, heute Diskothek Metropolis. Erbaut 1955-56 für die französischen Truppen. Architekt war Walter Hassbach.
Rund um die Stadtverwaltung (4/4): Dieser schöne Brunnen aus Beton und Bronze war als „Vertriebenenbrunnen “ 1965 vom Bund der Vertriebenen an zentraler Stelle direkt beim Stadttheater errichtet worden. Die Gestaltung kam vom Trierer Künstler Hans Karl Schmitt. In der öffentlichen Auseinandersetzung mit Thema und Benennung des Kunstwerks fand sich später der neue Name „Heimatbrunnen“.
Ein Zufallsfund … zur Sicherheit gewissermaßen.
Den Trierer Kaufhof schmückt eine Fassade aus schicken Hortenkacheln. Diese entwickelte der Architekt Helmut Rhode 1961 in Form eines stilisierten H als Teil der Corporate Architecture für die ehemalige Warenhauskette Horten.
Nur zur Erinnerung, wir sind in Trier: Porta Nigra – ab 170 nach Christus erbautes römisches Stadttor in der Abenddämmerung.
Nordwestlich des Hauptbahnhofs befindet sich dieses Gebäude der Bahn, über das ich nichts herausfinden konnte. Gerne nehme ich Tipps entgegen.
Gegenüber dem Hauptbahnhof begrüßt den Trier-Besucher das Heitkamp-Haus. Architekt Hans Schneider, 1958-59.
Im Sonntagmorgenhalbschlaf: das Gebäude der Stadtwerke Trier. Der brutalistische Bau ist heute leider beige gestrichten. Dennoch gefällt mir seine trutzige Anmutung sehr gut. Architekt Günter Kleinjohann, 1972-74.
Ein kurzer Blick auf die Medard-Schule, die 1954 als französisches Gymnasium – Lycée Ausone – errichtet wurde. Denkmalgeschützt.
Das ist der Vorgarten der Deutschen Richter-Akademie. Eine Fotoanfrage im Vorfeld war abgelehnt worden, was ich sehr bedaure. Denn der 1973 eingeweihte Bau von Leopold Körholz ist, so höre ich, ein Schmuckstück mit vielen interessanten Details.
Ein Highlight der Entdeckungstour war sicherlich die Pyramidenkirche im Höhenstadtteil Mariahof: St. Michael der korrekte Name. Architekt war Konny Schmitz, Bauzeit 1968-69. Die Innengestaltung kommt von Otto Herbert Hajek, die Fenster (nicht abgebildet) von Jakob Schwarzkopf.
Das Äußere der Pyramidenkirche.
Der direkte Weg zur Universität führt durch die 80er-Ladenzeile „Im Treff“.
Auf dem Campus 1 der Universität Trier gucken die 70er mit Macht um die Ecke. Geplant wurde der Campus in drei Baustufen; hier zu sehen ist die erste, 1977 eröffnete. Die Konzeption lag in den Händen der beiden Leiter des Staatsbauamtes Trier-Nord, Ludwig Weinspach und Konrad Müller.
Campus 1 der Universität Trier
Campus 1 der Universität Trier
Campus 1 der Universität Trier
Campus 1 der Universität Trier
Campus 1 der Universität Trier
Am Wasserturm auf dem Petrisberg endete meine Trier-Erkundung. Architekt der hübschen Struktur ist Herbert Montebaur, 1958. Der Wasserturm ist heute denkmalgeschützt.