English summary below
Heute zeige ich einige Bilder von der Grugahalle, einem meiner persönlichen Nachkriegslieblingsgebäude. Vielleicht, weil ein Besuch dort für mich als Kind immer etwas Schönes oder Aufregendes bedeutete: Kirmes, Flohmarkt, ein Besuch bei der Uroma ganz in der Nähe … Ein paar nette Menschen haben ihre Erinnerungen an Erlebnisse in der Grugahalle mit mir geteilt und mir erlaubt, sie hier aufzuschreiben.
Denn der Name Grugahalle ruft in fast jeder Essenerin oder jedem Essener Erinnerungen wach – ob der Besuch im Musical Hair, die Essener Jazz-Tage oder eine flammende Rede des ehemaligen US-amerikanischen Außenministers Henry Kissinger – jeder hat hier mal etwas erlebt. So zum Beispiel Verena. Als 14-jährige überzeugte sie 1966 ihre Eltern, ihr den Besuch des Beatles-Konzerts zu erlauben. Die 15 Mark für die Eintrittskarte bedeuteten 1,5 Monate Taschengeld, und es blieb nicht mal Geld für den Bus nach Hause, wie sie schmunzelnd erzählt. Vom Konzert konnte sie leider nicht viel hören, da jeder Song der Beatles im begeisterten Kreischen der Fans unterging. Trotzdem war es ein Erlebnis: „Die Halle war komplett bestuhlt. Irgendwann hielt es die Leute nicht mehr auf ihren Plätzen, und es gingen ein paar Stühle zu Bruch“, blickt sie zurück. Beatles-Fan ist Verena übrigens bis heute!
Auch Christian, Jahrgang 72, erlebte in der Grugahalle mehrere Konzerte. Außer an Genesis erinnert er sich vor allem an Paul Simon 1987: „Das war für mich das beeindruckendste Konzert. Die Halle war damals gefühlt riesig, Bestuhlung auf den Tribünen an der Seite, Mittelfläche frei – und da war richtig Party. Auf der Bühne waren ständig 10 bis 30 Musiker, die richtig Druck gemacht haben.“
Anette, Jahrgang 1960, erzählte mir von einem Badmintonturnier 1983: Europa gegen Asien, das sie als Studentin in der Grugahalle sah: „Die Halle war für Sportveranstaltungen super, mit guter Sicht auf die ganzen englischen, niederländischen und asiatischen Stars mit tollen Spielen. Daran ist meine Erinnerung sehr lebhaft“.
Windjammer-Filme: 3D-Anmutung auf drei Leinwänden
Außer Musik und Sport gab es Filmvorführungen – meine Eltern sahen dort die legendären Windjammer-Filme auf drei Leinwänden –, es gibt Katholikentage, Parteitage und Comedy-Programme – und natürlich seit 1960 jährlich die Revue Holiday on Ice. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr macht dem Weihnachtsspektakel Corona einen Strich durchs Programm.
Und weil wegen Corona insgesamt keine Veranstaltungen stattfinden können, präsentiert sich die Grugahalle frei von Plakaten und Großbannern. In rein ästhetischer Sicht freut mich das – man sieht gleich, wie leicht sie wirkt in ihrer typischen 50er-Jahre-Asymmetrie.
Die Grugahalle ist Teil eines Komplexes beliebter und teilweise ebenfalls denkmalgeschützter Einrichtungen. Gruga steht für Große Ruhrländische Gartenbauausstellung. Sie fand in Essen gleich zwei Mal statt: 1929 und 1952. Außer der Halle, die den Baubestand der Messe Essen ergänzt, gibt es ein großes Freibad und einen Park.
Messehallen-Erfahrung aus Hannover
Die Halle entstand 1956 bis 1958 nach Plänen des Architektenduos Ernst Friedrich Brockmann und Gerd Lichtenhahn. Letzterer, Sohn eines in Essen tätigen Architekten, praktizierte gemeinsam mit Brockmann in Hannover, wo sie Erfahrung mit Hallen auf dem dortigen Messegelände gesammelt hatten, bevor sie den Architekturwettbewerb zum Bau der Grugahalle gewannen.
Ausgezeichneter Bau der Wirtschaftswunderzeit
2000 erhielt die Grugahalle Denkmalschutz; vor zwei Jahren die Auszeichnung als Big Beautiful Building und damit als markantes Bauwerk der Wirtschaftswunderzeit im Ruhrgebiet.
Gerd Lichtenhahn (1910-64) sollte übrigens in der Folge Essen weiter prägen: Er gestaltete das Grugabad und den Kennedyplatz (damals noch Gildenplatz) sowie einzelne Gebäude und eine Schule. Die Bundesgartenschau 1965 in der von ihm weiterentwickelten Gruga erlebte er aufgrund seines frühen Todes nicht mehr, ebenso wie die offizielle Eröffnung des Grugabades.
Summary
A butterfly shaped post war gem: Grugahalle multi purpose hall from 1958 is a personal favorite of mine. It features the typical lightweight look of the 50s and has aged beautifully. It’s in good shape currently, listed and protected under Denkmalschutz. You find it in Rüttenscheid neighbourhood of Essen/Ruhr.